Linux Systemverzeichnisse erklärt
Linux mag auf den ersten Blick etwas einschüchternd wirken, besonders wenn es um die vielen Verzeichnisse und Dateien geht, die das Herzstück des Systems bilden. Aber keine Sorge, wir sind hier, um dieses scheinbare Wirrwarr in ein klar verständliches Konzept zu verwandeln. In diesem Artikel führen wir Euch durch die wichtigsten Systemverzeichnisse von Linux. Diese Verzeichnisse sind mehr als nur Speicherorte – sie sind die Lebensadern, die Euer System am Laufen halten. Von '/bin' bis '/var', jedes Verzeichnis hat seine einzigartige Rolle und Bedeutung. Wir erklären euch, was diese geheimnisvollen Namen bedeuten, warum sie wichtig sind und wie ihr sie in eurem täglichen Linux-Leben nutzen könnt. Also, schnappt euch eine Tasse Kaffee und lasst uns gemeinsam die Grundlagen dieser spannenden Linux-Welt erkunden!
Linux hat den grundsätzlichen Aufbau und die Zugriffsrechte seines Dateisystems von Unix geerbt. Wie Unix arbeitet auch Linux mit stringenten, vergleichsweise einfachen Konzepten, die aber ihrer eigenen Logik folgen. Obwohl das Feld der Linux-Distributionen unüberschaubar groß ist, folgen alle Linux-Systeme einem sehr ähnlichen Aufbau, da dieser auch vom Linux-Kernel vorgegeben ist, der bestimmte Dateien stets am gleichen Speicherort erwartet.
Ist die erste Orientierung erst mal gelungen, gibt es bei der täglichen Arbeit kaum Abweichungen – egal, welches Linux-System zum Einsatz kommt. Dafür sorgt eine Übereinkunft zwischen den unterschiedlichen Linux-Softwarehäusern, die seit 1993 als „Filesystem Hierarchy Standard“ unter der Ägide der Linux Foundation gepflegt wird.
Die Hierarchie bzw das Systemverzeichnis
Natürlich! Ich werde zu jeder Beschreibung detaillierte und verständliche Informationen hinzufügen, die für Linux-Anfänger hilfreich sind:
/ (Wurzelverzeichnis)
- Das Wurzelverzeichnis ist der Ausgangspunkt des Dateisystems. Es ist so etwas wie der "Stamm" eines Baumes, von dem alle anderen Verzeichnisse abzweigen. In vielen Dateimanagern wird es als „Rechner“ bezeichnet, da es alle anderen Dateisysteme und angeschlossenen Geräte umfasst.
/boot
- Hier befinden sich alle Dateien, die zum Starten (Booten) des Systems benötigt werden. Das umfasst den Linux-Kernel, den Bootmanager (z.B. GRUB) und die Ramdisk 'initramfs', die notwendige Treiber enthält. Dieser Ordner ist kritisch für den Startvorgang des Systems.
/boot/grub
- Dieser Ordner enthält die Konfigurationsdateien für den GRUB-Bootmanager. Eingriffe in die Datei
grub.cfg
sollten nur von erfahrenen Benutzern vorgenommen werden, da Änderungen hier das Booten des Systems beeinflussen können.
/bin
- Enthält wesentliche Befehlsprogramme, die für den Betrieb des Systems notwendig sind, wie
bash
,chmod
,login
,lsblk
,mount
etc. Diese Programme sind für alle Benutzer zugänglich und notwendig für grundlegende Systemoperationen.
/cdrom
- Ein historischer Mountordner für optische Laufwerke, der heutzutage größtenteils überflüssig ist. In modernen Systemen wird in der Regel
/media
für das Einbinden solcher Laufwerke verwendet.
/dev
- Hier werden alle Geräte des Systems als Dateien dargestellt. Dies umfasst sowohl physische Geräte wie Festplatten und USB-Sticks als auch virtuelle Geräte wie Loopback-Geräte.
/etc
- Ein zentrales Verzeichnis für Konfigurationsdateien des Systems. Hier finden sich Konfigurationsdateien für verschiedenste Systemdienste und -programme, wie den Webserver Apache, den Paketmanager APT oder den Samba-Server.
/home
- Der Sammelordner für die persönlichen Dateien aller Benutzer (außer dem
root
-Benutzer). Jeder Benutzer hat hier sein eigenes Unterverzeichnis, in dem persönliche Dokumente, Bilder, Einstellungen etc. gespeichert werden.
/home/[user]/.cache
- Ein benutzerspezifischer Ordner für temporäre Dateien wie Cache-Daten von Anwendungen, Bildminiaturen und Icons. Diese Dateien können ohne Risiko gelöscht werden, um Speicherplatz freizugeben, da sie bei Bedarf wieder neu erstellt werden.
/home/[user]/.config
- Hier werden benutzerspezifische Konfigurationsdateien für verschiedene Anwendungen gespeichert. Das beinhaltet Einstellungen für den Desktop, installierte Programme, den Webbrowser und vieles mehr.
/home/[user]/.local
- Dieser Ordner enthält benutzerspezifische Daten und Einstellungen, die Vorrang vor systemweiten Einstellungen haben. Zum Beispiel können hier angepasste oder zusätzliche Desktop-Verknüpfungen gespeichert werden.
/lost+found
- Nachdem das Dateisystem mit
fsck
überprüft wurde, werden hier gerettete Dateifragmente abgelegt. Diese Dateien sind meist nur für spezialisierte Nutzer oder zur Datenwiederherstellung von Bedeutung.
/media
- Dies ist der Standard-Mountpunkt für Wechseldatenträger wie USB-Laufwerke oder DVDs. Beim Anschließen dieser Geräte werden sie in der Regel hier eingebunden, sodass der Benutzer Zugriff darauf hat.
/mnt
- Ein traditioneller Ort zum temporären Einbinden externer Datenträger. Während
/media
meist für automatische Einbindungen genutzt wird, dient/mnt
oft für manuelle oder dauerhafte Einbindungen.
/lib, /lib64
- Diese Verzeichnisse enthalten essenzielle Systembibliotheken, die für das Funktionieren von Programmen und des Betriebssystems unerlässlich sind. Die Unterscheidung in
/lib
und/lib64
bezieht sich auf die Architektur des Systems (32-Bit vs. 64-Bit).
/opt
- Ein optionaler Ordner für Programme, die nicht Teil des Standardpakets der Linux-Distribution sind. Hier installierte Software ist meistens nicht über den Paketmanager der Distribution verwaltet.
/proc, /sys
- Diese Verzeichnisse enthalten dynamische Informationen über das System und die Hardware. Sie sind keine echten Dateien auf der Festplatte, sondern virtuelle Dateien, die vom Kernel bereitgestellt werden und Einblick in den aktuellen Zustand des Systems geben.
/tmp
- Ein Ordner für temporäre Dateien, die von Programmen und Prozessen während ihrer Ausführung benötigt werden. Dateien in
/tmp
werden in der Regel beim Neustart des Systems gelöscht.
/root
- Das persönliche Home-Verzeichnis des
root
-Benutzers (Administrator). Es enthält persönliche Dateien und Einstellungen desroot
-Benutzers, ähnlich den/home/[user]
-Verzeichnissen.
/run
- Ein temporärer Speicherort für Systeminformationen, der während des Betriebs genutzt wird. Hier werden Informationen abgelegt, die für laufende Prozesse relevant sind.
/run/user/[user-id]/gvfs/
- Dieser Ordner wird von Gnome-artigen Desktops genutzt, um Netzwerkfreigaben automatisch einzubinden.
/usr
- Enthält Programme und Bibliotheken, die nicht unmittelbar zum Systembetrieb benötigt werden, aber dennoch wesentlich für die Benutzererfahrung sind. Der Name steht für "User System Resources".
/usr/bin
- Hier sind die meisten Anwendungsprogramme für die grafische Oberfläche gespeichert. Es ist ein zentraler Ort für Software, die im täglichen Gebrauch ist.
/usr/lib
- Beinhaltet Bibliotheken, die für die in
/usr/bin
befindlichen Programme benötigt werden.
/usr/local
- Ein Ort für zusätzlich installierte Software, wobei Programme in
/usr/local/bin
Vorrang vor denen im Pfad/usr/bin
haben. Dies wird oft für manuell installierte oder spezialisierte Software verwendet.
/usr/share/applications
- Dieses Verzeichnis enthält Starter für Programme, die in Menüs und auf dem Desktop angezeigt werden. Es ist ein wichtiger Ort für die Integration von Anwendungen in die Desktop-Umgebung.
/sbin
- Ähnlich wie
/bin
, aber für Systemverwaltungsprogramme, die in der Regel nur vomroot
-Benutzer oder mit entsprechenden Berechtigungen ausgeführt werden können. Beispiele sindfdisk
,fsck
,hdparm
,mkfs
,parted
etc.
/srv
- Ein vorgesehener Ort für die Speicherung von Daten auf Servern, obwohl viele Serversysteme auch andere Orte wie
/mnt
oder/media
verwenden.
/var/log
- Ein zentraler Ort für Systemprotokolle, wo Informationen über Systemereignisse, Fehler und andere wichtige Vorgänge gespeichert werden.
/var/spool
- Dieses Verzeichnis wird für Warteschlangen verwendet, insbesondere für Druckaufträge.
/var/www/html
- Der Standardort für Webinhalte auf Apache- oder Nginx-Webservern. Hier werden die Dateien gespeichert, die über das Internet zugänglich gemacht werden.
Virtuelle Ordner
- Diese sind nicht physisch auf der Festplatte vorhanden, sondern werden vom Dateimanager bereitgestellt, um den Zugriff auf bestimmte Funktionen oder Informationen zu erleichtern. Beispiele sind
computer:///
für eine Übersicht über alle Datenträger und Netzwerkfreigaben,applications:///
für eine Liste installierter Programme, odertrash:///
für den Papierkorb.
Der Vergleich zum Windowssystemverzeichnis
Ein Vergleich der Linux- und Windows-Systemverzeichnisse kann sehr hilfreich sein, um die Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen beiden Betriebssystemen besser zu verstehen. Ich werde einige der wichtigsten Verzeichnisse von Linux den entsprechenden Verzeichnissen in Windows gegenüberstellen.
- / (Wurzelverzeichnis in Linux) vs. C:\ (Laufwerk C: in Windows)
- In Linux ist das Wurzelverzeichnis der Startpunkt des Dateisystems, ähnlich dem Laufwerk C: in Windows, das häufig als primäres Laufwerk für das Betriebssystem und Programme genutzt wird.
- In Linux ist das Wurzelverzeichnis der Startpunkt des Dateisystems, ähnlich dem Laufwerk C: in Windows, das häufig als primäres Laufwerk für das Betriebssystem und Programme genutzt wird.
- /bin und /sbin (essentielle Systemprogramme) vs. C:\Windows\System32
- In Linux beinhalten
/bin
und/sbin
essentielle Programme für den Systembetrieb und die Systemverwaltung. In Windows befinden sich vergleichbare Systemprogramme im VerzeichnisC:\Windows\System32
.
- In Linux beinhalten
- /home (Benutzerdaten) vs. C:\Users
/home
in Linux entspricht demC:\Users
-Verzeichnis in Windows. Hier werden die persönlichen Dateien der Benutzer gespeichert, wie Dokumente, Bilder, Musik usw.
- /etc (Systemkonfiguration) vs. C:\Windows\System32\drivers\etc und Registry
- Linux speichert viele seiner Systemkonfigurationsdateien in
/etc
. In Windows findet man einige ähnliche Konfigurationsdateien unterC:\Windows\System32\drivers\etc
, aber viele Einstellungen werden auch in der Registry gespeichert, einem zentralisierten Datenbanksystem.
- Linux speichert viele seiner Systemkonfigurationsdateien in
- /dev (Gerätedateien) vs. Gerätemanager
/dev
in Linux listet alle Geräte als Dateien auf. Windows hat keine direkte Entsprechung auf Dateisystemebene, aber der Gerätemanager in der Systemsteuerung erfüllt eine ähnliche Funktion.
- /tmp (temporäre Dateien) vs. C:\Temp
- Beide Systeme nutzen spezielle Verzeichnisse für temporäre Dateien –
/tmp
in Linux und in der RegelC:\Temp
oderC:\Windows\Temp
in Windows.
- Beide Systeme nutzen spezielle Verzeichnisse für temporäre Dateien –
- /usr (zusätzliche Programme) vs. C:\Program Files und C:\Program Files (x86)
- In
/usr
werden in Linux zusätzliche Anwendungsprogramme gespeichert. In Windows entspricht das den VerzeichnissenC:\Program Files
für 64-Bit-Programme undC:\Program Files (x86)
für 32-Bit-Programme.
- In
- /proc (Systeminformationen) vs. Windows Task-Manager und Systeminformationen
- Das
/proc
-Verzeichnis in Linux ist eine Schnittstelle zum Kernel und zeigt dynamische Systeminformationen. Windows bietet ähnliche Informationen über den Task-Manager und die Systeminformationen, jedoch nicht als Teil des Dateisystems.
- Das
- /var/log (Systemprotokolle) vs. Ereignisanzeige
- Systemprotokolle in Linux werden in
/var/log
gespeichert. In Windows werden solche Informationen in der Ereignisanzeige dargestellt.
- Systemprotokolle in Linux werden in
- Mountpunkte (/mnt oder /media) vs. Laufwerksbuchstaben (D:, E:, etc.)
- Linux verwendet Mountpunkte wie
/mnt
oder/media
für externe Laufwerke. Windows ordnet diesen Laufwerken Buchstaben wie D:, E:\ usw. zu.
- Linux verwendet Mountpunkte wie
Diese Gegenüberstellung zeigt, dass beide Systeme ähnliche Funktionen haben, aber ihre Organisation und der Zugriff darauf variieren. Linux neigt zu einer hierarchischeren und zentralisierten Verzeichnisstruktur, während Windows eine stärker segmentierte Herangehensweise mit einem Fokus auf Laufwerksbuchstaben und die Registry hat.
Und damit schließen wir unsere Reise durch die faszinierende Landschaft der Linux-Systemverzeichnisse ab. Wir hoffen, dass dieser Ausflug in die Welt unter der grafischen Oberfläche von Linux euch ein tieferes Verständnis und vielleicht sogar eine neue Wertschätzung für das leistungsstarke Fundament eures Betriebssystems gegeben hat. Denkt daran, dass das Erlernen von Linux einem das Tor zu einer Welt voller Flexibilität, Kontrolle und Transparenz öffnet. Ob ihr nun euer Wissen vertiefen, eigene Projekte starten oder einfach nur ein bewussterer Computer-Nutzer werden wollt, die Kenntnis dieser Verzeichnisse wird euch sicherlich dabei helfen. Und vergesst nicht: In der Welt von Linux seid ihr nie allein. Eine lebendige Gemeinschaft und unzählige Ressourcen warten darauf, von euch entdeckt zu werden. Also, bleibt neugierig, experimentiert sicher und genießt eure Linux-Reise