Microsoft beendet lokale Konto-Einrichtung bei Windows 11
Microsoft hat eine lange Geschichte darin, Features einzuführen, die niemand verlangt hat. Erinnert ihr euch an Recall? Die umstrittene KI-Screenshot-Funktion, die alles auf eurem Bildschirm aufzeichnete, sorgte für massive Datenschutzbedenken.
Das Muster setzt sich fort mit der Copilot-Integration überall – von Paint bis Notepad. Microsoft drückt KI-Assistenten in jede Ecke von Windows 11 und macht es scheinbar unmöglich, sie zu deaktivieren.
Diese erzwungenen Ergänzungen haben ein gemeinsames Thema: Sie erfordern Internetverbindung und Cloud-Dienste. Microsoft will, dass eure Daten durch ihre Server fließen, verpackt als angeblich hilfreiche Features.

Jetzt hat Microsoft stillschweigend eine weitere kontroverse Änderung eingeführt, die Nutzern während der Windows 11-Installation die Wahlfreiheit nimmt.
Freiheit der Wahl? Was ist das
Microsoft testet eine Änderung, die alle bekannten Methoden blockiert, um während der initialen Windows 11-Einrichtung (OOBE) lokale Konten zu erstellen. Bisher konnten Nutzer einfache Befehle oder Tricks nutzen, um die Microsoft-Konto-Pflicht zu umgehen. Diese Workarounds funktionieren in den aktuell getesteten Insider Preview-Builds nicht mehr.
Windows Latest hat Build 26220.6772 in den Dev- und Beta-Kanälen getestet und bestätigt, dass keine der Umgehungsmethoden mehr funktioniert. Sollte diese Änderung in die stabilen Builds übernommen werden, müssten sich Windows 11 Home-Nutzer während der Ersteinrichtung mit einem Microsoft-Konto anmelden.
Windows 11 Pro-Nutzer haben noch eine Option (zumindest in den Test-Builds): Sie können Domain Join verwenden, um lokale Konten zu erstellen. Drittanbieter-Tools wie Rufus können ebenfalls genutzt werden, um modifizierte Installationsdateien zu erstellen, die diese Anforderung überspringen. Aber für normale Home Edition-Nutzer scheint Microsoft bereit zu sein, diese Wahlmöglichkeit komplett zu entfernen.
Was bedeutet das für die Privatsphäre
Diese Änderung ist aktuell in Insider Preview-Builds in den Dev- und Beta-Kanälen aktiv. Wenn Microsoft dem üblichen Rollout-Muster folgt, könnte sie innerhalb von zwei bis drei Monaten via Windows Update die stabilen Versionen erreichen.
Ein Microsoft-Konto bedeutet:
- Alle eure Aktivitäten werden mit eurer Identität verknüpft
- Telemetriedaten fließen direkt zu Microsoft und können eurem Account zugeordnet werden
- Cloud-Synchronisation ist standardmäßig aktiv – eure Einstellungen, Dateien und sogar Browser-Verläufe landen auf Microsoft-Servern
- Microsoft kann euren Zugang zu eurem eigenen Computer theoretisch sperren oder einschränken
- Eure E-Mail-Adresse wird zur Login-Kennung und Microsoft weiß genau, wer welchen PC nutzt
Mit einem lokalen Konto habt ihr deutlich mehr Kontrolle. Eure Daten bleiben lokal auf eurem Rechner, und ihr entscheidet selbst, was ihr teilen wollt. Keine automatische Cloud-Synchronisation, keine Verknüpfung eurer Aktivitäten mit einer zentralen Identität.
Die Doppelmoral von Microsoft
Und hier kommt der Knaller: Microsoft erlaubt es euch immer noch, das Microsoft-Konto nach Abschluss der Einrichtung zu entfernen. Ihr könnt euch während der Installation anmelden, den Desktop erreichen und dann sofort abmelden und ein lokales Konto erstellen.
Das lässt Microsofts Ausrede über "sicherzustellen, dass Geräte korrekt eingerichtet werden" wie kompletten Unsinn aussehen. Wenn ein Microsoft-Konto wirklich für die ordnungsgemäße Konfiguration notwendig wäre, warum dann die sofortige Entfernung erlauben? Es ist einfach nur ein weiteres Dark Pattern in ihrem Flaggschiff-Betriebssystem.
Die wahre Intention ist offensichtlich: Microsoft will möglichst viele Nutzer in ihr Ökosystem locken. Wer sich einmal mit einem Microsoft-Konto angemeldet hat, bei dem ist OneDrive aktiv, die Cloud-Synchronisation läuft, und die Telemetrie sammelt fleißig Daten. Die meisten Nutzer werden sich nicht die Mühe machen, das Konto nachträglich zu entfernen.
Das Timing ist verdächtig
Windows 10 erreichte sein End of Life am 14. Oktober 2025. Millionen von Nutzern werden nun unter Druck gesetzt, zu Windows 11 zu migrieren, und genau diese Einschränkung könnte auf sie warten.
Microsoft nutzt den Zwang zum Upgrade, um gleichzeitig die Kontrolle über eure Daten zu erhöhen. Wer von Windows 10 kommt und bisher vielleicht ein lokales Konto hatte, wird bei der Neuinstallation von Windows 11 gezwungen, ein Microsoft-Konto anzulegen. Viele werden es dabei belassen und sich nicht mehr die Mühe machen, es wieder zu entfernen.
Workarounds und Alternativen
Für technisch versierte Nutzer gibt es weiterhin Möglichkeiten:
Rufus für modifizierte Installationsmedien
Das Tool Rufus kann bootfähige USB-Sticks erstellen und dabei die Microsoft-Konto-Pflicht entfernen. Bei der Erstellung des Installationsmediums könnt ihr verschiedene Optionen aktivieren, darunter auch "Remove requirement for an online Microsoft account". Das funktioniert auch nach dieser Änderung noch, da Rufus die Installationsdateien selbst modifiziert.
Windows 11 Pro mit Domain Join
Wer Windows 11 Pro nutzt, hat weiterhin die Möglichkeit, während der Installation "Domain Join" zu wählen und damit ein lokales Konto zu erstellen. Diese Option bleibt auch in den aktuellen Test-Builds verfügbar – allerdings ist Windows 11 Pro deutlich teurer als die Home Edition.
Nachträgliche Kontoumwandlung
Wie bereits erwähnt, könnt ihr auch nach der Installation mit Microsoft-Konto zu einem lokalen Konto wechseln. Das ist zwar umständlich und genau das, was Microsoft bezweckt (die meisten werden es nicht tun), aber es funktioniert.
Linux als echte Alternative
Letztendlich bleibt festzuhalten: Der Wechsel zu Linux ist 2025 eine hervorragende Wahl.
Distributionen wie Ubuntu, Linux Mint, Pop!_OS oder Fedora sind mittlerweile so benutzerfreundlich, dass auch Einsteiger problemlos zurechtkommen. Die Installation ist oft einfacher als bei Windows, und ihr habt von Anfang an:
- Vollständige Kontrolle über euer System
- Keine Zwangs-Updates oder ungewollte Features
- Keine Telemetrie oder Datensammlung (außer ihr aktiviert sie explizit)
- Eine riesige Auswahl an freier und quelloffener Software
- Bessere Performance auf älterer Hardware
- Kein Konto-Zwang – ihr entscheidet, wie ihr euer System einrichtet
Für viele alltägliche Aufgaben – Browser, E-Mail, Office-Anwendungen, Multimedia – ist Linux mehr als ausreichend. Die Gaming-Situation hat sich durch Proton und Steam Deck massiv verbessert, und viele Windows-Programme lassen sich über Wine oder in virtuellen Maschinen nutzen.
Fazit
Microsoft zeigt einmal mehr, dass Nutzerfreundlichkeit und Wahlfreiheit keine Priorität haben. Stattdessen geht es um Datenkontrolle und Cloud-Anbindung. Die Entfernung der lokalen Konto-Option ist ein weiterer Schritt in diese Richtung – und das Timing zum Ende von Windows 10 ist alles andere als Zufall.
Für alle, die Wert auf Privatsphäre legen: 2025 ist ein guter Zeitpunkt, Alternativen ernsthaft in Betracht zu ziehen. Ob Linux als Hauptsystem oder zumindest als Dual-Boot-Option – die Kontrolle über eure eigenen Daten sollte nicht verhandelbar sein.
Hinweis: Falls ihr euch für einen Linux System aus unserem Shop entscheidet, und Dualboot mit Windows möchtet, kommt euer Windows System mit einem lokalen Systemadministrator Account eingerichtet daher, ohne Verbindung zu Microsoft.