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Bin Ich mit einem VPN anonym?

Einige skurile Personen behaupten aktuell wiedermal, dass Ihr Euch mit einem VPN anonym im Internet bewegen und damit Eure sogenannte digitale ID schützen könnt. Die eigene IP Adresse vor den Augen Fremder zu verbergen ist zwar ohne Probleme möglich, jedoch wird bei allen Werbeversprechungen der VPN Anbieter oder auch Privacy Anbietern mehr als oft genug die Tatsache ausgelassen, dass die IP Adresse bei Weitem nicht der einzige Weg ist, auf welchem Identität und Aufenthaltsort eines Internet Nutzers ermittelt werden können.

Anonymität mit VPNs? Leider ein Trugschluss...

Was ist ein VPN

Ein Virtual Private Network (VPN) ist ein Netzwerktool, das eine verschlüsselte Verbindung zwischen einem Benutzergerät und einem VPN-Server herstellt. Diese Verschlüsselung schützt die Daten des Benutzers vor neugierigen Blicken und ermöglicht es, im Internet zu surfen, als ob man sich physisch am Standort des VPN-Servers befindet.

Ein VPN arbeitet durch die Einrichtung eines sicheren Tunnels und leitet den Internetverkehr des Benutzers durch diesen verschlüsselten Tunnel, was Euch in erster Linie erstmal nur einen zusätzlichen Schutz bietet. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass VPNs alleine nicht vor allen Online-Bedrohungen schützen können und am besten in Kombination mit anderen Sicherheitsmaßnahmen verwendet werden sollten.

Warum die Benutzung eines VPNs keine Garant für Anonymität ist

VPNs bieten zwar einen zusätzlichen Datenschutzschicht, garantieren aber keine absolute Anonymität.

Erstens können einige VPN-Anbieter Protokolle über Benutzeraktivitäten führen und diese unter bestimmten Umständen offenlegen.

Zweitens, obwohl VPNs die IP-Adresse des Benutzers verbergen, können andere Techniken wie Browser- und Device-Fingerprinting verwendet werden, um individuelle Profile von Benutzern zu erstellen. Diese Techniken sammeln einzigartige Merkmale von Browsern und Geräten, um Benutzer über verschiedene Websites hinweg zu verfolgen. Auf detailiertere Erklärungen kommen wir dann weiter unten des Artikels.

Drittens könnten fortgeschrittene Netzwerkanalysetechniken in der Lage sein, VPN-Verkehr zu erkennen und möglicherweise zu korrelieren. Um ganz genau zu zu sein, die IP Adresse spielt heutzutage sogar eine eher untergeordnete Rolle. Der Datenverkehr ist zwar von Eurem Gerät und den Server des VPN Anbieters verschlüsselt und somit nicht einsehbar, jedoch kann der VPN Anbieter z.B. selbst all Eure Daten auf dem Server und nach der VPN Entschlüsselung einsehen, analyisieren und verarbeiten.

Damit ist es dann auch schon aus mit der sogenannten Anonymität: Sollte der Datenverkehr für Werbezwecke, Analysen und gar Ermittlungen für Behörden relevant werden, liegt man vor diesen Instanzen wie ein offenes Buch auf dem Schreibtisch.

Anonymität bei bestimmten VPN Diensten

NordVPN zum Beispiel ist immer wieder in diverse Skandale verwickelt, speichert Eure Emails, verkauft diese an Werbe und Analyse Unternehmen, und stopft die eigene App voll mit Trackern. Der Anbieter jedoch schwelgt sich in Unschuld, gibt nicht zu dass er Eure Daten verkauft und verspricht Euch weiter vollmündig dass Eure Privatsspähre ihnen wichtig ist.

Die Suchfunktion bietet Euch da viele Quellen wie es um die Anonymität der VPN Anbieter wirklich steht.

Heutzutage sind die Tracking Techniken grosser Konzerne und Analysefirmen viel perfider. Häufig können die Tracking Methoden einzig und allein aus Daten wie der Bildschirmauflösung, dem genutzten Internetbrowser, Plugins und Extensions, benutztes Betriebssystem, und Angewohnheiten und Interessen zu sehr hoher Wahrscheinlichkeit feststellen, wer da "anonym" im Internet unterwegs ist

Browser und Geräte Fingerprinting

Warum VPNs alleine nicht für Anonymität sorgen: Ein detailierter Blick

Ein Virtual Private Network (VPN) wird oft als Mittel zur Erhöhung der Anonymität und des Datenschutzes im Internet angepriesen. Während VPNs zweifelsohne hilfreich sind, indem sie den Internetverkehr zusätzlich verschlüsseln und die IP-Adresse des Benutzers verschleiern, garantieren sie alleine noch keine Anonymität. Browser- und Device-Fingerprinting spielen dabei die entscheidende Rolle.

Grenzen von VPNs

VPNs verbergen zwar Eure tatsächliche IP-Adresse, sie können jedoch nicht verhindern, dass Websites und Dritte andere eindeutige Merkmale und Daten sammeln, die Eure Online-Aktivitäten zugeordnet werden können. Einige VPN-Dienste können auch Protokolle führen oder unter bestimmten Umständen Informationen offenlegen, insbesondere wenn sie rechtlichen Anforderungen unterliegen.

Browser-Fingerprinting

Browser-Fingerprinting ist eine Methode, bei der Informationen über Euren Browser (z.B. Version, installierte Plugins, Schriftarten, Bildschirmauflösung) erfasst werden, um einen einzigartigen "Fingerabdruck" zu erstellen. Dieser Fingerabdruck ist oft spezifisch genug, um Benutzer über verschiedene Websites hinweg zu verfolgen, selbst wenn sie VPNs verwenden. So können Werbenetzwerke und Tracking-Unternehmen ein Profil Eurer Online-Aktivitäten erstellen, unabhängig davon, ob Eure IP-Adresse durch ein VPN verdeckt wird. Mehr zum Thema Fingerprinting könnt Ihr hier lesen.

Device-Fingerprinting

Ähnlich wie beim Browser-Fingerprinting sammelt das Device-Fingerprinting Daten über Euer Gerät, wie Betriebssystem, Hardware-Spezifikationen und sogar Akkustatus. Diese Daten können dann kombiniert werden, um ein individuelles Profil Eures Geräts zu erstellen. Selbst wenn Ihr regelmäßig Eure IP-Adresse ändert, kann dieses eindeutige Geräteprofil dazu beitragen, Euch im Web zu identifizieren.

Kombination von Techniken

In der Praxis kombinieren viele Tracking-Unternehmen sowohl Browser- als auch Device-Fingerprinting, um noch genauere Benutzerprofile zu erstellen. Wenn Ihr eine Website besucht, können Skripte im Hintergrund laufen, die eine Vielzahl von Daten erfassen. Diese Daten können dann aggregiert werden, um ein umfassendes Bild Eurer Online-Identität zu erstellen, welches weit über die von einem VPN verborgene IP-Adresse hinausgeht.

Die Richtige Anwendung eines VPN

Der Sinn und Zweck zur Nutzung eines VPNs sollte sowieso ein anderer sein, den VPN wurde eigentlich dazu entwickelt, Mitarbeitern von Geschäften einen sicheren Zugang in das eigene Firmennetz zu ermöglichen, und somit interne Dienste, Geräte, Datenbanken und etc von extern zu nutzen oder bzw. damit zu arbeiten.

Deshalb sollte die Nutzung eines VPNs eigentlich auch für Private Anwender prioritär auf dieser Basis geschehen. Nutzt Ihr  einen externen VPN Anbieter, kann dieser mit Euren Daten theoretisch machen was er will!

Auf Eurem Router einen VPN Client einzurichten, der ständig mit einem VPN Dienst verbunden ist, ist also Unsinn und trägt praktisch nichts zur Privatsspäre bei. Ein sinnvoller verwendungszweck wäre z.B ein VPN Client auf einem Router, der sich mit Eurem Firmennetzwerk verbindet und Ihr agieren könnt, als wärt Ihr in der Firma selbt.

Empfehlung

Um die Anonymität von VPN Diensten steht es also nicht so gut wie gedacht. Deshalb empfehlen wir VPNs eigentlich nur für den eigentlich entwickelten Zweck, Zugriff auf Euer Netzwerk, und Schutz vor Hackern in öffentlichen WLANs zum Beispiel im Ausland. Ausserdem können damit bestimmte Zensurtechniken, die auf Geolocations basieren, umgangen werden. Weitere Anwendungsszenarien sind auch der Zugriff auf geoeingeschränkte Dienste, um z.B auf eine Mediathek zuzugreifen die in anderen Ländern nicht angesehen werden kann. Einen eigenen VPN Server aufzusetzen ist garnicht mal so schwierig! Wie man sich auf einem eigenen Gerät, auf Basis von Linux, einen eigenen VPN Server mit OpnVPN als Client konfiguriert, erfahrt Ihr in diesem Artikel!

Dafür benötigt Ihr keinen Privacy Router der Eure IP Adresse hinter einem VPN versteckt, da dies praktisch nichts der versprochenen Anonymität beiträgt, und der Sinn und Zweck dahinter ist, Euch das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ausserdem könnt Ihr wie gesagt einen VPN, mit ein wenig Geduld und etwas Interesse auch selber auf einem Linux Rechner Eurer Wahl installieren.

Ich möchte Euch mit solchen Themen oder Klarstellungen nicht verunsichern, jedoch ist es mir eine wichtige Angelegenheit falsche und Irreführende Aussagen, die vor allem aktuell bei prvcy.world kursieren, zu wiederlegen. Nur ein gut informierter Benutzer ist ein sicherer Nutzer!

Habt Ihr Fragen? Hat Euch der Artikel "Bin Ich mit einem VPN anonym?" gefallen? Wollt Ihr weitere Infos zu anderen Themen? Schreibt es in die Kommentare!

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