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Browser Fingerprinting und Privatsspähre - weniger Plugins sind besser!

In diesem Artikel erfahrt Ihr wie Ihr Eure Browser Privatsspähre verbessern könnt und wieso weniger Plugins gegen das Fingerprinting eigentlich besser sind. Webbrowser sind in der heutigen digitalen Welt unsere Fenster zum Internet und damit zu einer unendlichen Fülle von Informationen und Anwendungen. Während sie uns in die digitale Welt entführen, bringen sie auch Risiken für unsere Privatsphäre mit sich. Um sich gegen solche Risiken zu schützen, greifen viele Menschen zu diversen Datenschutz-Plugins, die versprechen, die Privatsphäre des Benutzers zu schützen und sein Surfverhalten anonym zu halten. Aber sind viele Plugins wirklich besser? Es gibt Argumente, die darauf hindeuten, dass die Installation einer Vielzahl von Datenschutz-Plugins tatsächlich kontraproduktiv sein kann, insbesondere wenn es um das Thema "Fingerprinting" geht.

Was ist Browser Fingerprinting

Das Fingerprinting von Browsern ist eine raffinierte Methode, um Benutzer im Internet zu identifizieren und zu verfolgen. Während die meisten Menschen mit Cookies und ihrem Potenzial zur Benutzerverfolgung vertraut sind, ist das Fingerprinting subtiler und oft schwerer zu erkennen oder zu blockieren.

Wie funktioniert Browser Fingerprinting

Fingerprinting stützt sich auf die Informationen, die ein Browser beim Zugriff auf eine Webseite preisgibt. Dies können Details über die Betriebssystemversion, den Browsertyp und -version, installierte Schriftarten, Bildschirmauflösung und viele andere technische Merkmale sein. Indem man diese Informationen kombiniert, kann man einen einzigartigen "Fingerabdruck" eines bestimmten Benutzers oder zumindest eines bestimmten Geräts erstellen.

Ein einfaches Beispiel wäre ein Nutzer, der von einem seltenen Betriebssystem aus mit einer ungewöhnlichen Bildschirmauflösung und einer speziellen Kombination von Plugins auf das Internet zugreift. Solch eine Kombination wäre in der riesigen Masse der Internetnutzer vermutlich einzigartig und damit identifizierbar.

Unterschied zum Cookie-Tracking

Während sowohl Fingerprinting als auch Cookies zur Benutzerverfolgung verwendet werden können, gibt es grundlegende Unterschiede:

  1. Persistenz: Cookies können vom Benutzer gelöscht oder durch Browser-Einstellungen blockiert werden. Fingerprinting hingegen ist subtiler und bleibt oft bestehen, selbst wenn Cookies gelöscht werden.
  2. Aktiv vs. Passiv: Cookies werden in der Regel von Webseiten aktiv gesetzt und erfordern oft (insbesondere in der EU) eine Zustimmung des Benutzers. Fingerprinting hingegen ist passiver – es sammelt Informationen, die der Browser automatisch preisgibt.
  3. Genauigkeit: Cookies sind eindeutige Kennungen, die einem Benutzer oder Gerät zugewiesen werden. Fingerprinting ist zwar oft sehr genau, aber nicht immer 100% eindeutig, da es auf einer Kombination von Merkmalen basiert, die sich im Laufe der Zeit ändern können.
Cookies kennen die meissten von Euch, diese sind einfacher zu blockieren als das Browserfingerprinting

Warum ist Browser Fingerprinting so präzise

Das Fingerprinting kann erstaunlich genau sein, weil moderne Computer und Browsereinstellungen eine schier unendliche Anzahl von Kombinationen ermöglichen. Die Vielzahl von Einstellungen, Plugins, Schriftarten und anderen Merkmalen sorgt dafür, dass fast jeder Benutzer eine leicht unterschiedliche Konfiguration hat. Selbst wenn zwei Personen den gleichen Browser und das gleiche Betriebssystem verwenden, könnten Unterschiede in der installierten Software, den Systemeinstellungen oder der Hardware genutzt werden, um einen eindeutigen Fingerabdruck zu erstellen.

Weniger ist mehr: Das Risiko vieler Plugins

Das Paradoxe an der Verwendung vieler Datenschutz-orientierter Plugins ist, dass sie oft dazu führen, dass ein Browser mehr Informationen preisgibt, als wenn er nur mit den Standard-Einstellungen oder mit wenigen Plugins verwendet wird. Hier einige Gründe, warum dies der Fall ist:

  1. Einzigartigkeit der Konfiguration: Jedes Plugin, das zu einem Browser hinzugefügt wird, verändert dessen Verhalten und Konfiguration. Ein Browser mit einer einzigartigen Kombination von Plugins kann leichter identifiziert werden als einer, der einer häufigeren Konfiguration entspricht.
  2. Zusätzliche Datenpunkte: Viele Plugins fügen dem Browser zusätzliche Funktionen hinzu, die Datenpunkte für das Fingerprinting darstellen können. Beispielsweise kann ein Plugin, das Werbung blockiert, Informationen darüber preisgeben, welche Arten von Anzeigen blockiert werden und welche nicht.
  3. Verändertes Surfverhalten: Einige Datenschutz-Plugins können das Surfverhalten eines Nutzers beeinflussen, indem sie bestimmte Anfragen blockieren oder umleiten. Dies kann zu Inkonsistenzen führen, die von Trackern erkannt werden können.
  4. Inkonsistenzen zwischen Plugins: Es ist möglich, dass verschiedene Plugins in Konflikt miteinander geraten und unvorhersehbare Änderungen am Browserverhalten verursachen. Solche Inkonsistenzen können ebenfalls für das Fingerprinting ausgenutzt werden.
  5. Fehlender Wartungssupport: Nicht alle Plugins werden regelmäßig aktualisiert. Ein veraltetes Plugin kann bekannte Sicherheitslücken oder Datenschutzprobleme aufweisen, die das Fingerprinting erleichtern.

Der richtige Weg zum Datenschutz - Wichtiges zu Plugins

Während der Wunsch, sich vor Online-Tracking zu schützen, verständlich ist, ist es wichtig, einen ausgewogenen Ansatz zu wählen. Anstatt blind eine Vielzahl von Plugins zu installieren, solltet Ihr:

  1. Recherche betreiben: Bevor Ihr ein Plugin installiert, solltet Ihr dessen Bewertungen und Reputation überprüfen. Es ist auch hilfreich, Foren zu besuchen oder bekannte Chatkanäle zu benutzen.
  2. Minimale Plugins nutzen: Beschränkt Euch auf auf eine kleine Anzahl von bewährten und vertrauenswürdigen Plugins. Dies minimiert die Risiken im Zusammenhang mit Fingerprinting und anderen Datenschutzproblemen.
  3. Regelmäßige Überprüfungen durchführen: Überprüft regelmäßig die installierten Plugins und deinstalliert nicht benötigte oder veraltete Plugins.

Unter der Masse verschwinden: Anonymität im Internet

Das Internet ist ein riesiges Ökosystem, in dem Benutzer oft leicht identifiziert und verfolgt werden können. Dies liegt an der Masse an Daten, die durch alltägliche Online-Aktivitäten generiert werden. Glücklicherweise gibt es Strategien und Tools, die helfen können, die eigene Anonymität zu wahren und unter der Masse "unsichtbar" zu werden.

Indem Ihr die Standard-Einstellungen Eures Browser verwendet, seid Ihr weniger gut identifizierbar

Grundlegende Strategien:

  1. Standard-Einstellungen beibehalten: Ironischerweise kann das Hinzufügen von speziellen Plugins oder das Ändern bestimmter Browsereinstellungen einen Benutzer einzigartiger und daher leichter identifizierbar machen. Durch das Beibehalten von Standard-Einstellungen kann man sich in die Masse der anderen Nutzer einfügen.
  2. Cookies regelmäßig löschen: Cookies sind kleine Dateien, die von Websites gesetzt werden, um Benutzer zu verfolgen. Durch regelmäßiges Löschen von Cookies wird die kontinuierliche Verfolgung erschwert. Am besten die Einstellungen Cookies beim beenden löschen in den jeweiligen Browser-Einstellungen verwenden.
  3. Private oder Inkognito-Browsing-Modi nutzen: Diese Modi verhindern, dass der Browser den Verlauf und andere Daten speichert. Ausserdem werden im Inkognito Modus keine Extensions geladen.
  4. Keine Klarnahmen in Foren verwenden - Benutzt am besten niemals Klarnamen sondern immer ein Pseudonym. Achtet darauf dass Ihr das jeweilige Pseudonym nur einmal verwendet.
  5. Browserfenster auf Fullscreen - stellt Eures Browserfenster immer auf Fullllscreen bzw Bildschirmausfüllend, damit hat das Fenster die Standardauflösung wie viele andere auch die die selbe Auflösung wie Eures Bildschirms verwenden.
  6. Keinen ausgewöhnliche Browser verwenden - ja richtig gehört, verzichtet am besten auf aussergwöhnliche Browser die nur wenige kennen, ein Merkmal das besonders hervorticht und Euch wieder besser identifizierbarer macht.

Weitere Empfehlungen

Benutzt am besten wirklich nur ein bzw maximal 2 Plugins. Das kann zum Beispiel uBlock Origin sein um die Werbungen zu blockieren, oder auch den Privacy Badger welcher seitenübergreifendes Tracking verhindert.
Benutzt Ihr einen DNS Server mit Werbe und Tracking-Blocker wie hier beschrieben, könnt Ihr Euch sogar das uBlock Origin Plugin sparen.

Welcher Browser eignet sich am besten gegen Fingerprinting?

Der Tor Browser ist speziell dafür entwickelt worden, die Anonymität der Benutzer im Internet zu wahren. Hier sind einige Gründe, warum er so effektiv ist:

Tor schützt Eure Online-Privatsspähre vermutlich am stärksten
  1. Traffic-Routing über das Tor-Netzwerk: Der Browser leitet den Datenverkehr über mehrere Server (sogenannte Knoten) weltweit weiter, bevor er das Ziel erreicht. Dies macht es für Beobachter extrem schwierig, die tatsächliche Quelle oder das Ziel der Daten zu bestimmen.
  2. Einheitliches Aussehen: Alle Tor-Browser-Instanzen sehen, unabhängig von der verwendeten Hardware oder dem Betriebssystem, für Webseiten gleich aus. Dies erschwert das Fingerprinting erheblich.
  3. Blockiert Tracker: Der Tor Browser ist so konfiguriert, dass er viele Formen des Trackings standardmäßig blockiert.
  4. NoScript und HTTPS Everywhere: Der Tor Browser wird mit diesen beiden Erweiterungen geliefert. NoScript blockiert potenziell schädliche Skripte, während HTTPS Everywhere sicherstellt, dass Websites über eine sichere Verbindung geladen werden, sofern verfügbar.

Den Tor Browser könnt Ihr hier herunterladen.

Die Aufrechterhaltung der Anonymität im Internet erfordert sowohl Wachsamkeit als auch die richtigen Tools. Während grundlegende Strategien, wie das Beibehalten von Standard-Einstellungen und das regelmäßige Löschen von Cookies, hilfreich sind, bietet der Tor Browser eine zusätzliche Schicht von Schutz, die es Benutzern ermöglicht, sich effektiv unter der Masse zu "verstecken". Wichtig ist, dass keine Methode absolut sicher ist. Das Wissen um die eigenen digitalen Fußspuren und die ständige Anpassung an neue Techniken und Bedrohungen sind der Schlüssel zu besserer Anonymität online.

Ich hoffe der Artikel Browser Fingerprinting und Privatsspähre - weniger Plugins sind besser hat Euch gefallen, wollt Ihr mehr erfahren, schreibt es in die Kommentare!

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2 Kommentare

    1. Hallo Joerg 🙂
      ja auch im Inkognito Modus kannst du getrackt werden da viele Seiten Google Analytics verwenden und auch im Inkognito immer noch genug Daten für das Fingerprinting vorhanden sind um dich als User zu identifzieren. Sich davor zu schützen ist beinahe aussichtslos. Die besten Methoden um sich vor dem seitenübergreifenden Tracking zu schützen sind:

      Tor-Browser: Durch die Nutzung des Tor-Browsers wird Ihr Internetverkehr über ein weltweites Netzwerk von Servern (sogenannten Tor-Knoten) geleitet. Dies macht es für Außenstehende (einschließlich Websites wie Google) sehr schwierig, deine wahre IP-Adresse oder deinen Standort zu bestimmen.

      Datenschutzorientierter DNS: Die Verwendung eines datenschutzorientierten verschlüsselten DNS-Servers, wie z. B. von digitale-gesellschaft.ch oder vom Freinfunk Münschen, kann verhindern, dass deine DNS-Anfragen von deinem Internetanbieter oder anderen Diensten wie eben Google protokolliert werden.

      Vermeidung auffälliger Browser-Einstellungen: Da Fingerprinting oft auf einer Kombination von Einstellungen und Merkmalen basiert, kann das Verwenden von Standard-Einstellungen (z. B. keine speziellen Plugins, Standard-Bildschirmauflösung usw.) dabei helfen, weniger auffällig zu sein.

      Verwendung von Datenschutzerweiterungen: Es gibt zahlreiche Browser-Erweiterungen, die dabei helfen, Tracker zu blockieren. Dazu gehören uBlock Origin, Privacy Badger, oder NoScript (für fortgeschrittene Benutzer). Wichtig ist, möglichst wenige zu verwenden, ich empfehle nur ublock Origin oder Privacy Badger

      Kein Login bei Google-Diensten: Wenn du dich nicht bei Google oder verwandten Diensten (wie YouTube) angemeldest, ist es schwieriger für Google, dich über verschiedene Websites und Dienste hinweg zu verfolgen. Bist du bei nur einer google App auf deinem Smartphone eingeloggt, kann dich google seitenübergreifend tracken und dich sehr gut verfolgen. Es kommt natürlich auch immer etwas auf die Webseite an die du besuchst und welche Software und Analysemethoden sie verwendet. Wir verwenden z.B no-referrer Einstellungen die die weitergabe von Information in den Links nicht erlaubt.

      Verwendung von anderen Suchmaschinen, die die Privatsphäre respektieren: zb DuckDuckGo und Startpage

      Deaktivierung von JavaScript: Viele Fingerprinting-Techniken und Tracker setzen auf JavaScript. Das Deaktivieren von JavaScript kann daher die Fähigkeiten von Websites einschränken, dich zu tracken. Allerdings kann das Deaktivieren von JavaScript auch die Funktionalität vieler Websites erheblich beeinträchtigen.

      Verwendung eines VPN: es verbirgt deine echte IP-Adresse und verschlüsselt den Datenverkehr zwischen deinem Gerät und dem VPN-Server. Dies kann das Tracking erschweren, aber ein VPN allein bietet keine vollständige Anonymität.

      lg mario

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