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Cambridge Analytica Skandal 2016

Der Cambridge Analytica-Skandal von 2016, der 2018 öffentlich wurde, stellt einen bedeutsamen Wendepunkt in der Diskussion um Datenschutz und digitale Ethik dar. Cambridge Analytica, ein britisches Datenanalyse-Unternehmen, soll die Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern ohne deren ausdrückliche Zustimmung gesammelt haben. Diese Informationen wurden dann verwendet, um gezielte politische Werbekampagnen zu entwickeln, insbesondere im Rahmen des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 und des Brexit-Referendums.

Der eigentliche Skandal liegt nicht nur in der unerlaubten Datenbeschaffung, sondern auch in der gezielten Manipulation der öffentlichen Meinung durch präzise Profilierung und Segmentierung von Wählern. Durch die Auswertung von Vorlieben, Interessen und sogar Persönlichkeitsmerkmalen, die auf den Facebook-Aktivitäten der Nutzer basierten, konnte Cambridge Analytica maßgeschneiderte politische Botschaften entwickeln, die genau auf die Ängste und Hoffnungen der individuellen Wähler zugeschnitten waren.

Was ist passiert?

Die Wurzeln des Cambridge Analytica-Skandals reichen zurück zur Gründung des Unternehmens im Jahr 2013, doch die eigentlichen Vorfälle, die zum Skandal führten, begannen etwa im Jahr 2014. In diesem Jahr begann ein akademischer Forscher der Universität Cambridge, Dr. Aleksandr Kogan, mit einer scheinbar harmlosen Umfrage-App namens "thisisyourdigitallife" Daten auf Facebook zu sammeln.

Teilnehmer der Umfrage wurden finanziell entlohnt, um die App zu nutzen und Fragen zu beantworten. Doch sie wussten nicht, dass die App nicht nur Zugriff auf ihre eigenen Daten hatte, sondern auch auf die Daten ihrer Facebook-Freunde. Dies war zu jener Zeit durch die laxen Datenschutzregelungen von Facebook möglich. Kogan konnte so Informationen von Millionen von Facebook-Nutzern zusammentragen.

Cambridge Analytica (CA) erwarb schließlich diese riesige Datenmenge von Kogan. Aber was genau plante CA damit?

Cambridge Analytikas Methode:

Um zu verstehen, wie Cambridge Analytica aus diesen Daten Vorhersagen treffen konnte, muss man zuerst die Methode der psychografischen Profilierung verstehen. Im Kern versucht die Psychografie, Menschen anhand ihrer Persönlichkeitsmerkmale, Vorlieben und Verhaltensweisen zu kategorisieren. CA kombinierte diese Psychografie mit großen Datenmengen, um detaillierte Persönlichkeitsprofile von Millionen von Menschen zu erstellen.

  1. Datensammlung: Mit Hilfe von Kogans Daten konnte CA Informationen wie Likes, Shares, Check-ins und sogar private Nachrichten von Millionen von Nutzern einsehen.
  2. Datenanalyse: Die Daten wurden dann mit einem komplexen Algorithmus analysiert, der darauf ausgelegt war, Muster im Verhalten und in den Vorlieben der Nutzer zu erkennen. Ein einfaches Beispiel: Ein Nutzer, der regelmäßig Umweltseiten liked und teilt, könnte als umweltbewusst eingestuft werden.
  3. Erstellung von Persönlichkeitsprofilen: Basierend auf den analysierten Daten erstellte CA detaillierte Persönlichkeitsprofile. Diese Profile könnten Informationen enthalten wie politische Neigungen, religiöse Überzeugungen, Vorlieben und Abneigungen, und sogar Vorhersagen über das Verhalten in bestimmten Situationen.
  4. Zielgerichtete Werbung: Sobald diese Profile erstellt waren, nutzte CA sie, um hyper-zugeschnittene politische Werbung zu erstellen. Ein Nutzer, der als umweltbewusst eingestuft wurde, könnte beispielsweise Werbung für einen politischen Kandidaten erhalten, der ein starkes Umweltprogramm hat.

Die Tragweite der Vorhersagen:

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Methodik von CA nicht nur darauf abzielte, herauszufinden, welche politische Partei ein Nutzer unterstützen könnte. Es ging vielmehr darum, die tiefsten Ängste, Hoffnungen und Überzeugungen eines Individuums zu verstehen und diese Informationen zu nutzen, um Botschaften zu kreieren, die genau diese Gefühle ansprechen.

Das Ergebnis war eine extrem mächtige politische Werbemaschine, die die Fähigkeit hatte, die öffentliche Meinung in einer Weise zu beeinflussen, die vorher unvorstellbar war. Es stellte sich heraus, dass diese Methoden von CA bei verschiedenen politischen Kampagnen weltweit, einschließlich des Brexit-Referendums in Großbritannien und der US-Präsidentschaftswahl 2016, eingesetzt wurden.

Die Auswirkungen solcher Vorgehensweisen auf demokratische Systeme sind tiefgreifend

Erstens wird das Vertrauen in digitale Plattformen als Informationsquellen untergraben. Wenn Menschen glauben, dass ihre Daten ohne ihre Zustimmung verwendet werden, oder wenn sie sich manipuliert fühlen, sinkt das Vertrauen in diese Plattformen und möglicherweise auch in das politische System insgesamt.

Zweitens gefährdet die gezielte Manipulation von Wählern durch derart präzise Nachrichten die Grundprinzipien einer Demokratie. In einem demokratischen System sollen Wähler informierte Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten und klaren politischen Positionen treffen können. Wenn jedoch Emotionen und Vorurteile durch sorgfältig zugeschnittene Nachrichten manipuliert werden, werden Wahlen weniger zu einem Ausdruck des Volkswillens und mehr zu einem Produkt von Datenanalyse und psychologischer Manipulation.

Es lässt sich sagen, dass der Cambridge Analytica-Skandal weitreichende Fragen zur Rolle von Daten, Digitaltechnologie und ethischen Standards in modernen Demokratien aufgeworfen hat. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass demokratische Gesellschaften robuste Datenschutzstandards und Transparenzregelungen entwickeln, um solche Manipulationen in Zukunft zu verhindern und das Vertrauen in ihre politischen Systeme zu stärken.

Quelle und weitere Infos

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