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Die Wahlbeeinflussung in Brasilien 2018

Brasilien, das größte Land Südamerikas, hat in seiner jüngsten Geschichte mehrere politische und wirtschaftliche Krisen durchgemacht. Die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2018 stellten jedoch einen Wendepunkt in der politischen Landschaft des Landes dar. Diese Wahlen waren von Kontroversen, Vorwürfen der Wahlbeeinflussung und einem hohen Maß an Polarisierung geprägt. Der Rechtspopulist Jair Bolsonaro wurde schließlich zum Präsidenten gewählt. Doch was genau geschah im Vorfeld dieser Wahl?

Der Hintergrund

Die Präsidentschaftswahlen 2018 in Brasilien fanden vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden politischen und wirtschaftlichen Umbruchs statt. Korruptionsskandale, die mehrere hochrangige Politiker einschließlich ehemaliger Präsidenten betrafen, und eine wirtschaftliche Rezession hatten das Vertrauen der Öffentlichkeit in die traditionellen politischen Parteien stark untergraben. Dies schuf ein Vakuum, das von neuen Akteuren und Botschaften gefüllt wurde.

Die Rolle der sozialen Medien

Soziale Medien spielten eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der öffentlichen Meinung. Während die traditionellen Medien in Brasilien oft als voreingenommen gegenüber bestimmten politischen Gruppen angesehen wurden, galten Plattformen wie WhatsApp, Facebook und Twitter als unzensierte Kanäle, über die Nachrichten und Informationen direkt an die Wähler weitergegeben werden konnten.

  1. WhatsApp: Insbesondere WhatsApp wurde zu einem wichtigen Instrument für politische Kommunikation. Es wurde berichtet, dass Unterstützer von Bolsonaro massenhaft Nachrichten mit Fehlinformationen, Propaganda und Fake News an Wähler verschickten. Dies geschah oft durch automatisierte Bots oder durch bezahlte „Influencer“, die diese Nachrichten an große Gruppen weiterleiteten.
  2. Zielgerichtete Werbung: Mit Hilfe von Datenanalyse und gezielter Werbung konnten politische Gruppen Botschaften an spezifische demografische Gruppen senden, die wahrscheinlich empfänglich für diese Botschaften waren.

Die Techniken

  1. Desinformation: Einer der Hauptkritikpunkte war, dass viele der Nachrichten, die über WhatsApp und andere soziale Medien verbreitet wurden, falsch oder irreführend waren. Es wurde behauptet, dass diese Fehlinformationen gezielt genutzt wurden, um politische Gegner zu diskreditieren und die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
  2. Polarisierung: Die Botschaften waren oft extrem polarisierend und zielten darauf ab, die Gesellschaft weiter zu spalten. Anstatt auf politische Programme oder Vorschläge zu fokussieren, konzentrierten sich viele dieser Kampagnen auf persönliche Angriffe und Verschwörungstheorien.
  3. Microtargeting: Durch die Nutzung von Daten konnten Botschaften an sehr spezifische Wählergruppen gerichtet werden. Dies erlaubte eine sehr personalisierte Form der Kommunikation, die oft darauf abzielte, Ängste oder Vorurteile dieser Gruppen anzusprechen.

Die Wahlen von 2018 in Brasilien wurden stark von der beispiellosen Verbreitung von Desinformation und Propaganda beeinflusst. Der Grad der Polarisierung und die Intensität der Rhetorik waren beispiellos. Bolsonaros Sieg wurde von vielen als Reaktion auf die Unzufriedenheit mit dem Status quo und den etablierten politischen Eliten interpretiert. Gleichzeitig wurde sein Sieg von anderen als Ergebnis einer manipulativen und irreführenden Kampagne angesehen. Die Auswirkungen auf die Demokratie sind erwähnenswert:

  1. Untergrabung des Vertrauens: Der Einsatz von Desinformationskampagnen führt zu einem allgemeinen Misstrauen gegenüber Informationsquellen und Medienplattformen. Dies kann dazu führen, dass Bürger zweifeln, ob sie wahrheitsgemäße Informationen erhalten, was wiederum ihre Wahlentscheidungen beeinflussen kann.
  2. Polarisierung der Gesellschaft: Fake News neigen dazu, extreme Ansichten zu fördern und Gruppen innerhalb der Gesellschaft gegeneinander auszuspielen. Dies kann zu einer tieferen Spaltung und Polarisierung der Bevölkerung führen, wodurch ein produktiver politischer Dialog erschwert wird.
  3. Entwertung von Fakten: Wenn Desinformation gängige Praxis wird, beginnen Menschen, Fakten und Meinungen gleichzusetzen. In solch einem Umfeld werden sachliche Diskussionen und fundierte Entscheidungen nahezu unmöglich.
  4. Untergrabung von demokratischen Institutionen: Wenn Wahlen durch solche Praktiken beeinflusst werden, können sie ihre Legitimität verlieren. Dies kann das Vertrauen in demokratische Institutionen und Prozesse ernsthaft untergraben und das Fundament einer Demokratie destabilisieren.

Es ist von entscheidender Bedeutung, solchen Vorgehensweisen entgegenzutreten, weil sie das Herzstück dessen bedrohen, was eine Demokratie ausmacht: eine informierte Bürgerschaft, die freie und faire Entscheidungen trifft. Wenn die Integrität dieses Prozesses in Frage gestellt wird, wird das gesamte System anfällig für Manipulation und Machtmissbrauch.

Diese Ereignisse rund um die Wahlbeeinflussung in Brasilien 2018 stellen eine ernste Mahnung dar. Sie zeigen, dass demokratische Gesellschaften wachsam und proaktiv sein müssen, um sicherzustellen, dass ihre Wahlprozesse frei von Manipulation und externer Einflussnahme bleiben. Die Ereignisse erinnern stark an den Cambridge Analytika Skandal bei den Wahlen von Donald Trump 2016. Ist das also die Regel?

Quelle

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