Midnight Commander - DOS Feeling auf Linux
Midnight Commander, häufig als MC abgekürzt, ist ein mächtiger und vielseitiger Dateimanager für Linux und andere Unix-ähnliche Betriebssysteme und bringt zudem richtiges DOS Feeling mit. Entwickelt in den frühen 1990er Jahren, entstammt er einer Zeit, in der textbasierte Benutzeroberflächen noch weit verbreitet waren. Sein Design ist stark inspiriert vom Norton Commander, einem der ersten Dateimanager mit einer Zweifenster-Ansicht, der auf MS-DOS lief.
Entwicklungsgeschichte
- Frühe Jahre: MC wurde von Miguel de Icaza entwickelt, der später auch als Mitbegründer des GNOME-Projekts bekannt wurde. Die erste Version wurde 1994 veröffentlicht.
- Evolution: Über die Jahre hat sich der Midnight Commander stetig weiterentwickelt, wobei das Kernkonzept des zweigeteilten Bildschirms und die Tastaturbedienung stets erhalten blieben. Er integrierte zusätzliche Funktionen wie die Unterstützung für virtuelle Dateisysteme und einen eingebauten Dateibetrachter.
- Open-Source-Entwicklung: Als Open-Source-Projekt wird MC von einer Gemeinschaft von Entwicklern ständig verbessert und an neue Technologien angepasst.
Für wem ist der Midnight Commander interessant
Der Midnight Commander richtet sich insbesondere an folgende Benutzergruppen:
- Linux-Enthusiasten: Benutzer, die eine Vorliebe für Linux und Open-Source-Software haben und nach leistungsfähigen, anpassbaren Tools suchen.
- Systemadministratoren: Für Systemverwalter, die häufig komplexe Dateioperationen auf Servern und Desktops durchführen, bietet MC eine effiziente und schnelle Schnittstelle.
- Benutzer mit Vorliebe für Tastaturbedienung: Da MC hauptsächlich über die Tastatur bedient wird, ist er ideal für Benutzer, die eine schnelle und effiziente Navigation ohne Maus bevorzugen.
- Anhänger von textbasierten Interfaces: MC ist eine ausgezeichnete Wahl für diejenigen, die die Simplizität und Klarheit textbasierter Benutzeroberflächen schätzen.
Features von Midnight Commander
- Zweifenster-Interface: Zwei Panel zeigen die Inhalte unterschiedlicher Verzeichnisse oder das gleiche Verzeichnis in verschiedenen Ansichten.
- Tastatur- und Mausbedienung: MC lässt sich vollständig über die Tastatur steuern, unterstützt aber auch Mausinteraktion.
- Unterstützung verschiedener Dateioperationen: Kopieren, Verschieben, Umbenennen und Löschen von Dateien und Verzeichnissen.
- Integrierter Editor und Betrachter: MC kommt mit einem eingebauten Texteditor (mcedit) und einem Dateibetrachter, der verschiedene Formate unterstützt.
- Virtual File System (VFS): Zugriff auf entfernte Dateisysteme, Archive und andere spezielle Dateisysteme.
- Anpassbare Tastenkürzel: Fast alle Aktionen können durch benutzerdefinierte Tastenkombinationen ausgeführt werden.
- Such- und Filterfunktionen: Einfache Suche und Filterung von Dateien innerhalb der Verzeichnisse.
Installation
Midnight Commander ist in den meisten Linux-Distributionen über die Paketverwaltung verfügbar. Zum Beispiel kann er unter Debian-basierten Systemen mit dem Befehl sudo apt-get install mc
installiert werden.
Benutzung
Nach der Installation kann Midnight Commander einfach durch Eingabe von mc
in der Konsole gestartet werden.
- Navigation: Bewegt Euch mit den Pfeiltasten durch die Dateien und Verzeichnisse.
Enter
öffnet Verzeichnisse oder Dateien, währendTab
zwischen den Fenstern wechselt. - Dateioperationen: F5 kopiert, F6 verschiebt, F7 erstellt ein neues Verzeichnis und F8 löscht Dateien oder Verzeichnisse.
- Menüleiste: Mit der
F9
-Taste gelangt Ihr zur Menüleiste, die Zugriff auf weitere Funktionen wie Einstellungen, Suchen und Hilfe bietet. - Editor und Betrachter: Dateien können mit F4 im integrierten Editor geöffnet oder mit F3 im Betrachter angesehen werden.
Alle Tastenkürzel und deren Nutzen
Hier findet Ihr die wichtigsten Tastenkürzel um in Midnight Commander schnell und effizient navigieren zu können. Die Bedienung lehnt sich an die alte DOS Bedienung an, und wird dem einen oder anderen schnell sicherlich bekannt sein.
Funktionstasten
- F1 Hilfe
- F2 Konfigurierbares Spezialmenü
- F3 Anzeigeprogramm für Textdateien, HTML, Archive, Sourcecode, ...
- F4 Editor* inkl. Hexeditormodus
- F5 Kopieren
- F6 Verschieben/Umbenennen
- F7 Verzeichnis erstellen
- F8 Löschen
- F9 Menüzeile aktivieren
- F10 Beenden
Tastenkürzel
Shortcuts | |
Befehl | Beschreibung |
Strg + S | erlaubt das schnelle Springen zu bestimmtem Verzeichnis oder Datei |
Einfg | ermöglicht das manuelle Markieren einzelner Dateien und das Aufheben der Markierung |
Alt + Tab ⇆ * oder Esc + Tab ⇆ | Vervollständigen von Befehl oder Pfad oder Datei |
Alt + ⏎ oder Esc + ⏎ oder Strg + X , T | Markierter Dateiname in die Kommandozeile kopieren |
Strg + ⇧ + ⏎ | Markierter Dateiname incl. Pfad in die Kommandozeile kopieren* |
Alt + . | zeigt/versteckt versteckte Dateien / Verzeichnisse an (mit einem Punkt beginnend) |
Alt + Y | springt zum vorherigem Verzeichnis |
Alt + I | spiegelt den Verzeichnisbaum |
Alt + O | zeigt den Inhalt des vorherigen Verzeichnisses an |
Strg + R | refresh directory - Verzeichnis neu einlesen |
Alt + ? bzw Alt + ⇧ + ß | Suchen nach Datei und Inhalt |
Strg + X , D | diff - Verzeichnisse vergleichen |
Strg + \ | Verzeichnis Hotlist |
Strg + X , C | chmod |
Strg + X , O | chown |
Strg + X , S | sym link absolut |
Strg + X , V | sym link relativ |
Strg + X , L | link - Hardlink |
Alt + C | Schnelles 'cd' / Verzeichnis wechseln |
Alt + H | Befehls-Historie - letze Befehle (Menü) |
Alt + P oder Esc + P (previous) | Befehls-Historie - voriger Befehl |
Alt + N oder Esc + N (next) | Befehls-Historie - nächster Befehl |
* | Auswahl Verzeichnissen/Dateien umkehren (somit auch alles/nichts) |
+ | Auswählen einer Gruppe von Verzeichnissen/Dateien |
- | Abwählen einer Gruppe von Verzeichnissen/Dateien |
Strg + K | löscht den Text ab dem Cursor |
Alt + F oder Alt + B | In der Kommandozeile wortweise vorwärts oder rückwärts springen |
Alt + A oder Alt + E | In der Kommandozeile an den Anfang oder ans Ende springen |
Alt + T | toggelt/wechselt zwischen verschiedenen Panel-Ansichten |
Anpassungen und Erweiterungen
- Tastenkürzel anpassen: Über die Menüleiste könnt IhrTastenkombinationen an Eure Bedürfnisse anpassen.
- Skins: Das Aussehen des MC lässt sich durch verschiedene Skins ändern.
Installation von Skins
- Download: Zuerst müsst Ihr einen Skin herunterladen oder einen eigenen erstellen. Die Datei sollte die Erweiterung
.ini
haben. - Speicherort: Die Skin-Datei muss im Verzeichnis
~/.local/share/mc/skins/
abgelegt werden. Wenn dieses Verzeichnis nicht existiert, könnt Ihr es manuell erstellen. - Konfiguration: Öffnet die Konfigurationsdatei des Midnight Commanders, üblicherweise
~/.config/mc/ini
, in einem Texteditor. - Skin auswählen: Sucht in der Konfigurationsdatei nach der Einstellung
skin=
und ändere den Wert auf den Namen deines neuen Skins (ohne die.ini
-Erweiterung). - MC neustarten: Nach dem Speichern der Konfigurationsdatei muss der Midnight Commander neu gestartet werden, damit die Änderungen wirksam werden.
Wo finde ich Skins
Die Skins sind leider etwas quer über Github verteilt. Jeder erstellt quasi in seinem eigenem Repo Skins, sucht also einfach mal in Github nach Midnight Commander Skins und Ihr werdet eine Mengen finden.
Fazit
Der Midnight Commander ist wirklich ein nützliches Werkzeug und kann zudem das Nutzererlebnis vor allem für Anfänger deutlich verbessern. Mit den vielen Tastenkürzel lassen sich schnell und effizient Dateien und Ordner bearbeiten. Zudem kommt bei der Nutzung richtiges Retro-Feeling auf.